FAQ
EUDI-Wallet(s)
1. Was ist/sind die EUDI-Wallet(s)?
Die European Digital Identity Wallet(s) (EUDI-Wallet(s), deutsch: Brieftasche für Europäische Digitale Identitäten) ermöglicht Bürgerinnen und Bürgern sowie Organisationen eine sichere, vertrauenswürdige und europaweite digitale Identifizierung bei öffentlichen und privaten Diensten. Identitätsdaten sowie eine Vielfalt an digitalen Nachweisen und Dokumenten können durch die EUDI-Wallet(s) in elektronischer Form sicher gespeichert, bequem verwaltet und ausgetauscht sowie zur Identifizierung oder Authentifizierung genutzt werden.
2. In welchen Anwendungsbereichen kommt die EUDI-Wallet zum Einsatz?
Diverse alltägliche Anwendungsfälle sollen durch den Einsatz der EUDI-Wallet(s) für Bürgerinnen und Bürger sowie Organisationen vereinfacht werden. Das sind zum Bespiel:
- ein Zugang zu digitalen öffentlichen Diensten (zum Beispiel die Beantragung von Reisedokumenten und die Einreichung von Steuerunterlagen),
- die elektronische Unterzeichnung von Dokumenten,
- die Nutzung privatwirtschaftlicher Angebote und Dienste, wie beispielsweise die Eröffnung eines Bankkontos, Online-Zahlungen und SIM-Karten-Registrierungen oder
- digitale Nachweise von amtlichen Dokumenten wie dem Führerschein oder Zeugnissen.
Weitere Informationen zu den möglichen Anwendungen der EUDI-Wallet(s) finden Sie auf der Webseite der Europäischen Kommission.
3. Durch wen wird/werden die EUDI-Wallet(s) bereitgestellt?
Im Zuge der Novellierung der eIDAS-Verordnung soll(en) die EUDI-Wallet(s) von den EU-Mitgliedstaaten ausgestellt bzw. zertifiziert werden. Derzeit werden in dem vom Bundesministerium des Innern und für Heimat initiierten Architektur- & Konsultationsprozess in Zusammenarbeit mit Partnerinnen und Partnern aus der Wissenschaft, Privatwirtschaft und Gesellschaft diverse Optionen zur Herausgabe der Wallet(s) diskutiert, darunter:
- Eine rein staatliche Wallet-Lösung,
- diverse parallel-existierende privatwirtschaftliche Wallets, die durch den Staat zertifiziert werden, oder
- eine gemeinsame Wallet-Lösung, für die der Staat und Unternehmen (ggf. auch Kooperative, Stiftungen und Organisationen) verschiedene Komponenten bereitstellen.
Architektur- & Konsultationsprozess
4. Was ist der Architektur- & Konsultationsprozess?
Der Architektur- & Konsultationsprozess wurde ins Leben gerufen, um gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern aus verschiedenen Fachgebieten (Privatwirtschaft, Zivilgesellschaft, Wissenschaft, etc.) eine eIDAS 2.0-konforme Infrastruktur für digitale Identitäten inklusive einer (oder mehrerer) EUDI-Wallet(s) in Deutschland zu konzipieren. Dabei verfolgt der Prozess folgenden Kriterien und Ziele:
- Aktive Einbindung der Öffentlichkeit und Zivilgesellschaft unter Berücksichtigung von Minderheiten, um eine hohe Nutzungsakzeptanz zu gewährleisten,
- Klärung und Definition möglicher Geschäfts- und Betriebsmodele für die EUDI-Wallet(s),
- Ausarbeitung von nachhaltigen Finanzierungsmodellen für Wallet-Betreiber sowie
- Ausarbeitung allgemeiner Anforderungen an die EUDI-Wallet(s), zum Beispiel in Bezug auf Anwendungsfälle und Datenschutz.
5. Welche bisherigen Ergebnisse sind aus dem Architektur- & Konsultationsprozess hervorgegangen?
Die Ergebnisse des bisherigen Prozesses bestehen zum jetzigen Zeitpunkt vor allem aus dem im November 2023 veröffentlichten ersten Architektur-Vorschlag, Einreichungen der Teilnehmenden und aus Ergebnissen, die aus den beiden bisher durchgeführten Workshops hervorgegangen sind. Insgesamt wurden im Vorfeld rund 60 Positionspapiere eingereicht, geprüft und ausgewertet. Die Einreichungen können hier auf Open CoDE eingesehen werden.
Der im November 2023 veröffentlichte erste Architektur-Vorschlag beleuchtet unter den Prämissen Sicherheit, Datenschutz und positive Nutzungserfahrung drei verschiedene Varianten für den Umgang mit persönlichen Identitätsdaten und stellt deren Vor- und Nachteile gegenüber. So sollen Nutzende ihre Identität gegenüber Diensteanbietern sicher nachweisen können. Der Vorschlag wurde hier auf OpenCoDE veröffentlicht.
Der erste Workshop beschäftigte sich mit Anwendungsfällen und Bedarfen der EUDI-Wallet(s). Diskutiert wurde zum Beispiel das Zusammenspiel von persönlicher ID (PID) und Organisations-ID (OID). Die Workshopergebnisse wurden hier auf Open CoDE dokumentiert.
Im zweiten Workshop wurden Geschäfts- und Betriebsmodelle diskutiert und somit zum Beispiel die Frage, ob der Staat alleiniger Betreiber von EUDI-Wallets werden soll, ob er privatbetriebene Wallets zertifiziert oder ob Wallets in staatlich-privater Partnerschaft betrieben werden. Die entsprechenden Workshopergebnisse sind ebenfalls auf Open CoDE abrufbar.
Weitere Konsultationsformate werden 2024 stattfinden.
Zivilgesellschaftliche Beteiligung
6. Welche Rolle spielen zivilgesellschaftliche Akteure bei der Konzeption digitaler Wallets?
Damit EUDI-Wallets breit akzeptiert sind und die Bedürfnisse der gesamten Gesellschaft inklusive Minderheiten berücksichtigt werden können, sind die Perspektiven von Expertinnen und Experten sowie von Vertreterinnen und Vertretern aus der Zivilgesellschaft besonders wichtig. So kann zum Beispiel sichergestellt werden, dass Nutzungs- und Teilhabebarrieren abgebaut sowie die spezifischen Bedarfe und Bedürfnisse diverser Gruppen adäquat erfasst werden können. Die aktive Einbindung zivilgesellschaftlicher Akteure ist somit für nutzungsfreundliche, inklusive und möglichst barrierefreie Wallets unerlässlich.
7. Welche Themen können mitgestaltet werden?
Alle Inhalte des fortlaufenden Prozesses stehen hier auf Open CoDE zur öffentlichen Kommentierung bereit. Eines der zentralen Ziele des Architektur- & Konsultationsprozesses ist die Gewährleistung einer breiten Nutzungsakzeptanz und ein positives Nutzungserlebnis. Daher sollen im weiteren Verlauf des Prozesses vertieft die realen Bedarfe aus der Gesellschaft erfasst werden. Fragestellungen und Themenbereiche zur aktiven Mitgestaltung sind unter anderem:
- In welchen weiteren Alltagsbereichen sollte(n) die EUDI-Wallet(s) Anwendung finden?
- Wie kann eine barrierefreie Nutzung für möglichst viele Nutzende ermöglicht werden?
- Welche allgemeinen Anforderungen an die EUDI-Wallet(s) sorgen für ein positives Nutzungserlebnis?
8. Welche zivilgesellschaftlichen Akteure sind Teil des Prozesses?
Neben einigen zivilgesellschaftlichen Akteuren aus den Bereichen Wissenschaft und Forschung, Digitalisierung, Datenschutz sowie digitale demokratische Teilhabe beteiligen sich bisher vor allem Verbände, privatwirtschaftliche und staatliche Akteure am Architektur- & Konsultationsprozess. Beispielsweise sind Unternehmen aus den Branchen Zahlungsverkehr, Digitale Identifizierung und Telekommunikation dabei. Die Beteiligung zivilgesellschaftlicher Gruppen ist für den Erfolg des Projekts essenziell, um Akzeptanz in der breiten Bevölkerung sowie Inklusion und Barrierefreiheit der EUDI-Wallets zu gewährleisten. Deswegen sind zivilgesellschaftliche Gruppen aller Bereiche aktiv zur Beteiligung eingeladen.
9. Wer kann sich beteiligen?
Grundsätzlich sind alle Akteure, die ein Interesse an einer inklusiven, möglichst barrierefreien und in der Gesellschaft breit akzeptierten EUDI-Wallet haben, eingeladen, sich zu beteiligen.
10. Wie kann ich mich aktuell beteiligen?
2024 finden weitere Konsultationsformate unter anderem zum Thema Datenschutz und Datensparsamkeit statt, sowie zur Architektur von Wallets. An diesen kann grundsätzlich jede (natürliche und juristische) Person, Organisation, Interessengemeinschaft, jeder Verband oder jedes Unternehmen teilnehmen. Die genauen Formalitäten zur Teilnahme, beispielsweise Informationen zur Bewerbung sowie zum Veranstaltungstag und -ort, werden rechtzeitig via Open CoDE bereitgestellt. Zudem ist eine Beteiligung am Prozess jederzeit über die „Issue“-Funktion auf der Open CoDE-Website möglich.
Privatwirtschaftliche Beteiligung
11. Welche Unternehmen sind bereits Teil der Konsultation?
Unternehmen verschiedener Branchen wie zum Beispiel Zahlungsverkehr, Digitale Identifizierung und Telekommunikation sind bereits Teil des Architektur- & Konsultationsprozesses. Weitere Beispiele finden Sie in den eingereichten Positionspapieren und der Konversation auf der Open CoDE-Website.
12. Wie kann mein Unternehmen sich aktuell beteiligen?
2024 finden weitere Konsultationsformate unter anderem zum Thema Datenschutz und Datensparsamkeit statt, sowie zur Architektur von Wallets. An diesen kann grundsätzlich jedes Unternehmen teilnehmen. Die genauen Formalitäten zur Teilnahme, beispielsweise Informationen zur Bewerbung sowie zum Veranstaltungstag und -ort, werden rechtzeitig via Open CoDE bereitgestellt. Zudem ist eine Beteiligung am Prozess jederzeit über die „Issue“-Funktion auf der Open CoDE-Website möglich.
13. Sind Organisationsidentitäten geplant?
Die Möglichkeit einer Abbildung von Organisationsidentitäten in EUDI-Wallets wird geprüft. Der laufende Prozess beleuchtet außerdem das Zusammenspiel von persönlichen Identitäten (PID) und Organisationsidentitäten (OID).
14. Werden Privatunternehmen EUDI-Wallets betreiben können?
Für die Herausgabe und den Betrieb von EUDI-Wallets sind grundsätzlich drei Modelle denkbar:
- Der Staat als einziger Betreiber,
- Privatunternehmen als einzige Betreiber mehrerer Wallets mit staatlicher Zertifizierung oder
- ein Betrieb in staatlich-privater Partnerschaft.
Im zweiten Workshop des Architektur- & Konsultationsprozesses wurden diese Möglichkeiten sowie potenzielle Geschäfts- und Betriebsmodelle ausführlich diskutiert. Eine abschließende Entscheidung wurde noch nicht getroffen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist ein Betrieb durch private Unternehmen denkbar. Die detaillierten Ergebnisse des Workshops sind hier auf der Open CoDE-Website festgehalten.
15. Welche Anwendungsfälle der EUDI-Wallet könnten für mein Unternehmen entstehen?
Voraussichtlich sechs mögliche Anwendungsfälle von EUDI-Wallets werden im Rahmen des Konsortiums POTENTIAL erprobt: elektronische Behördendienste, Online-Kontoeröffnung, Identifizierung für die SIM-Karten-Registrierung, Digitaler Führerschein, Qualifizierte elektronische Signatur und Digitales Rezept. Darüber hinaus sind viele weitere Anwendungsfälle denkbar, auch zur Erarbeitung weiterer Anwendungsfälle ist der Architektur- & Konsultationsprozess geeignet.